Ja, wir lesen auch zwischen den Zeilen. Sprache wirkt zum großen Teil unbewusst. Der Hirnforscher Vilayanur Ramachandran verblüfft sein Publikum mit diesem Versuch. Er präsentiert zwei Zeichnungen, eine mit rundlichen Formen, die andere gezackt. Seine Frage: Welche der Formen soll KIKI heißen, welche BOUBA?
Erraten? Die eckige müsse KIKI heißen, die runde BOUBA. Da herrscht zwischen 95 Prozent der Befragten Einigkeit.
Der Linguist Edward Sapir bat seine Versuchspersonen unterschiedlich großen Tischen Kunstnamen wie MIL und MAL zuzuordnen. Das Ergebnis: Rund 80 Prozent entschieden, der größere Tisch müsse MAL heißen, der kleinere dagegen MIL. Unabhängig davon, wer befragt wurde, Kinder oder Erwachsene, Amerikaner oder Chinesen, HandwerkerInnen oder StudentInnen.
Die Assoziationen, die der Klang von Worten weckt, gehen noch deutlich weiter.
So fand man heraus, dass i-Laute (1) besonders häufig in Worten für kleine Dinge zu finden sind und (2) besonders oft in Worten für besonders schöne: Liebe, Paradies, Friede.
Der O-Laut hingegen findet sich auffallend oft in „großen“ negativen Worten wie Tod, Opfer, Not.
Auch Wörter mit den Lautverbindungen kr und br haben überdurchschnittlich häufig negative Bedeutung: Krieg, Krampf, Krise. Brand, brenzlig, brutal.
Worte für kleine, runde Sachen hingegen beginnen im Deutschen häufig mit Kno. Knoblauch, Knolle, Knospe und Knoten. Lange, dünne? Sie starten außergewöhnlich oft mit Str: Strand, Strecke, Strahlen, Strumpf.
Eine wissenschaftliche Spielerei? Nicht wirklich. Wenn wir verstehen wollen, wie Autorinnen und Autoren mit Worten Atmosphäre schaffen, führt kein Weg an den Erkenntnissen der „Lautmalerei“ vorbei.
Und auch Unternehmen wissen die unbewusste Wirkung von Worten zu nutzen: So heißt das schnittige Cabrio eher Brido oder Prish, der massive SUV hingegen Brado oder Prash.
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