14.04.2016 | Sich treu bleiben

Ist Leidenschaft die Voraussetzung für Erfolg?

Auftraggeber mit unseren Angeboten zu begeistern, ist zentral für unseren Erfolg. Aber was, wenn wir diese Begeisterung selbst nicht fühlen? Wenn wir die Leidenschaft, von der wir so oft hören, als DIE Triebfeder für Erfolg, für uns einfach nicht entdecken können? Wenn wir unsicher sind und mit uns hadern: „Ist das auch wirklich das Richtige für mich?“. Wenn wir andere beneiden, die ihre Passion gefunden haben, wir aber selbst nicht wissen, in welche Richtung wir uns drehen sollen.

Die große Frage

Ich habe mir die Frage nach der Leidenschaft oft gestellt. Einfach, weil ich keine echte Leidenschaft hätte benennen können. Auch wenn ich ambitioniert und erfolgreich war, immer habe ich damit gehadert, dass ich meine Leidenschaft – dieses unausweichliche EINE – nicht entdecken konnte.

Virulent ist das Thema schließlich geworden, als ich vor einer wichtigen Entscheidungssituation gestanden bin: Mir wurde immer deutlicher, ich möchte beruflich nochmals etwas anderes machen, obwohl ich bereits jenseits der 40 und in einer guten, sicheren Anstellung war. Gleichzeitig war ich vollkommen blockiert.

  • Was, wenn ich den Schritt mache, meine Arbeit, an der so viel passt und richtig ist, aufgebe und mit dem Neuen dann nicht glücklicher werde? Katastrophe!
  • Was ist es, was ich suche? Wo ist mein Weg? Wo ist die Leidenschaft, die mich glücklich machen wird?

Lähmend. Damit habe ich mich extrem lange herumgeschlagen. Um ehrlich zu sein, Jahre. Inzwischen weiß ich aus meinen Beratungen, dass es unglaublich vielen Menschen ähnlich geht.

Raus aus der Sackgasse

Kennen Sie das, dass Sie sich ewig mit Fragen, Gedanken, Unsicherheiten quälen und „plötzlich“ ist die Antwort da? Diese „plötzlich“ ist so gesehen natürlich kein einzelner Moment. Aber plötzlich, Schritt für Schritt, werden die Dinge klarer und klarer.

So ist es mir schließlich gegangen. Und ich erlebe immer wieder, dass die Sackgasse, in der ich festgefahren war, und in der sich Menschen in ähnlichen Situationen verstricken, meist dieselbe ist:

Wir suchen nach der einen großen Leidenschaft, die uns diesen ultimativen Kick versetzt, der alle unsere Blockaden löst. Gleichzeitig lähmen uns „Wahrheiten“, die wir nicht in Frage stellen.

Meine irrtümlichen Wahrheiten waren folgende:

IRRTUM NUMMER 1:  Ich verliere die Sicherheit meines Jobs und tausche sie gegen Unsicherheit und Risiko ein. 

Welchen Irrtum es daran zu entdecken gab? Ich habe die regelmäßige Überweisung auf mein Konto mit Sicherheit gleichgesetzt. Und dann wurde mir klar (– ich sehe mich noch beim Blumengießen in meinem damaligen Wohnzimmer stehen, als der Groschen fiel): Sicherheit hat sehr viel mehr Aspekte!

Was, wenn ich einen neuen Vorgesetzten bekomme, mit dem ich nicht kann? Was, wenn ich immer frustriert und enttäuscht sein werde, weil ich mich nicht getraut habe, den Schritt zu wagen? Was passiert da mit mir? Was mit meiner Laune, was mit meinem Selbstvertrauen, was mit meiner Gesundheit?

Der Durchbruch! Die beste Sicherheit, die ich mir geben kann, ist die Überzeugung, dass ich es immer irgendwie schaffen kann. Dass meine Einsatzbereitschaft und mein Mut meine wirkliche Sicherheit ist. Go for it! – Ein heftiger Anflug von Leidenschaft.

Irrtum Nummer 2: Ich muss herausfinden, was dieses EINE für mich ist.

Mit einem Mal war mir klar: nein. Vielleicht gibt es diese EINE Lösung gar nicht. Ich habe noch über 20 Berufsjahre vor mir. Wahrscheinlich möchte ich noch öfter etwas Neues anpacken. Vielleicht ist mein Leben zu lang für eine Leidenschaft.

Später wurde mir zusätzlich klar: Die meisten Menschen werden nicht fündig, wenn sie in sich nach der einen Leidenschaft graben. Leidenschaft wird weniger gefunden, als kreiert: Aus der Hingabe an eine Sache entsteht Leidenschaft – sehr oft über den Umweg der Überwindung, der Hartnäckigkeit und des Schritt für Schritt Besserwerdens. Sehr viele Menschen, die ihre Leidenschaft gefunden haben, beschreiben diesen Weg. Ich habe ihn auch so erfahren.

Irrtum nummer 3: – eng verknüpft mit 2: Wenn ich auf das falsche Pferd setze, weil ich meine Leidenschaft noch nicht gefunden habe, verliere ich viel zu viel Zeit. 

Das wäre der ultimative Crash: Ich verwende unheimlich viel Energie (und Geld) und dann stellt sich heraus, es war das Falsche. Da bin ich dann vielleicht schon 50 …

Aber auch das hat als Hindernis nicht gehalten. Sogar diesen Punkt konnte ich aus einer neuen Perspektive sehen: Ich werde bei dem Versuch unglaublich viel lernen. Diese Dinge werden sich von denen, die ich brauche, um mir einen guten neuen Job zu suchen, nicht wirklich unterscheiden. Ich werde also auf jeden Fall gewinnen.

Ich wollte mich nicht länger blockieren lassen. Ich beschloss, es so zusehen: Ich leiste mir „die Zusatzausbildung Gründerin-Sein“. Mit allem, was dazu gehört. Ich fasste folgenden Entschluss: Mein Anfang ist zu schauen, dass ich Geld für das erste Jahr Selbstständigkeit habe. Dann starte mit dem, was ich gut kann und womit ich am ehesten Geld verdienen kann. Das wird nicht leicht, aber es wird sich auszahlen.

Leidenschaft ist … Energie

Mein Entschluss hat sich als sehr gute Entscheidung erwiesen. Der Einstieg in die Selbstständigkeit ist gelungen. In all den Monaten, die sich als durchaus hart erwiesen haben, habe ich mir eine Frage immer weiterhin erlaubt:

  • Bin ich nun glücklicher als zuvor?

Einfach, weil ich das immer eine gute, sinnvolle Frage finde. :-)

Irgendwann auf diesem Weg kam die größte Überraschung für mich. Plötzlich – in diesem Fall wirklich plötzlich – hatte ich die ultimative Erkenntnis zu meiner großen Frage nach der Leidenschaft.

Was ich eigentlich, eigentlich suche – was ich mir wirklich, wirklich wünsche für mein Leben – ist: Energie!

Energie. Diese tolle Energie, die ich kenne und die ich auch immer wieder spüre, in bestimmten Momenten, in Phasen. Aber oft auch nicht. Plötzlich wurde mir klar: Das ist es! Darum geht es bei Leidenschaft – um die Energie, die sich mit ihr/durch sie einstellt.

Ich konnte nicht glauben, dass mir das noch nie aufgefallen war. So trivial. Aber der ultimative Kick für mich. Es ist jetzt locker gesagt, aber so war es: Von da an ist alles nochmals um vieles leichter geworden. Denn plötzlich tat sich ein konkreter Ansatz auf. Mir wurde klar:

  • Wenn es um positive Energie geht, geht es nicht so sehr darum was ich tue. Es geht viel mehr ganz wesentlich um das Wie: Wie muss ich arbeiten und leben, damit ich diese tolle Energie spüre?

Damit stand mein Alltag unter einem neuen großen Ziel: Ganz viel positive Energie „generieren“. Diese besondere Energie, die mir diese Freude gibt, diesen Stolz, dieses Lächeln. Die Kraft, es wieder zu tun, weiterzumachen.

Mit einem Male hatte ich eine neue „Forschungsfrage“:

  • In welchen Momenten spüre ich Energie, von der ich mehr möchte?

Die Antworten fand ich schnell. Denn es stellte sich bald heraus, es sind nicht die großen Sachen. Es sind Situationen und Erlebnisse in meinem Alltag. Ich hatte sie nur nicht besonders beachtet. Sie waren sozusagen unterhalb meines Radars unterwegs. Sobald ich also nun gemerkt habe „Ah! Da ist es wieder! So ist es super!“, folgte die Frage: „Wie ist das jetzt gekommen?“ – und wieder hatte ich ein Fundstück für meine Sammlung.

Schubkraft gewinnen

Falls Sie diese Suchbewegungen auch unternehmen möchten, an diesen Stellen bin ich fündig geworden:

Tun was ich gut kann.
Das habe ich zuvor unterschätzt und oft zu wenig genossen. Mich einfach so richtig an den Tätigkeiten erfreuen, die ich sehr gut beherrsche. Und dabei noch besser zu werden. Das macht mir enorm viel Spaß.

dinge in angriff nehmen, vor denen ich zurückschrecke.
Ich habe schnell entdeckt: Immer wenn es mir gelingt, mir den entscheidenden Ruck zu geben, wartet ein tolles Erfolgserlebnis auf mich. Weil alleine die geschafte Überwindung schon ein Erfolgserlebnis ist. Und die meisten Sachen gelingen ja auch. Ich hacke sie einfach klein, nehme den allerkleinsten Schritt in Angriff. Und dann den nächsten. Das geht immer wieder sehr viel leichter, als ich denke, und pusht mich enorm.

die suche über das berufliche hinaus erweitern

Durch meinen neuen Blick auf das Thema Leidenschaft hat das Thema „Work-Life-Balance“ eine neue Bedeutung für mich bekommen. Ernährung, Schlaf und Bewegung sind von einem zusätzlichen Auch-das-noch! in eine andere Kategorie aufgestiegen. Sie tragen zu meiner Energie bei, verstärken meine Kraft und Effizienz bedeutend mehr als je gedacht, und sind so Teil meines „Projektes“.

den ehrlichen blick wagen
Für mich hat das bedeutet mir einzugestehen, dass Anerkennung und finanzieller Erfolg eine starke Triebfeder für mich sind. Nicht ausschließlich. Aber auch. Ich dachte immer, das sei banal. Es müsste eigentlich um etwas anderes gehen. Aber inzwischen weiß ich, das stimmt so nicht für mich. Ich liebe es, erfolgreich zu sein. Es ist wunderbar befriedigend, bestätigt mich und ermöglicht mir, meinen Weg weiterzugehen.

Vorsicht mit dem Mythos Leidenschaft

Wenn Sie daran denken, sich selbstständig zu machen oder wenn Sie auf der Suche nach Impulsen für Ihre Selbstständigkeit sind, seien Sie vorsichtig mit dem Mythos Leidenschaft, wie er uns so oft begegnet: „Wenn ich tue, was ich liebe, werde ich erfolgreich sein“. Er kann eine gefährliche Sackgasse sein.

  • Zum einen, weil Sie diese eine große Leidenschaft vielleicht nicht finden. Zum anderen, weil der Satz in Wahrheit lautet: „Wenn ich mit viel Freude (Energie) tue, was ich gut kann (Stärken), werden sich Erfolge einstellen“.
  • Diese Erfolge müssen aber – das wird sehr oft übersehen – nicht zwingend finanzielle sein.
  • Für finanzielle Erfolge brauchen Sie als Selbstständige/r zusätzlich zu Ihren Stärken und Ihrer Freude „am Werken und Tun“ ein passendes Geschäftsmodell.
  • Dieses Geschäftsmodell finden Sie, wenn Sie Ihre Stärken und Ihre Energie-Quellen kennen und nutzen. So schnüren Sie Ihr Erfolgspaket.

Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen und VIEL positive Energie! :-)