12.06.2015 | Werkzeugkasten

So wird Ihre Nachricht zur Nachricht

Nach ersten Versuchen in Sache Pressearbeit sind Nicht-Profis oft ernüchtert: Die Aussendung hat es wieder nicht in die Zeitung geschafft.

Woran hakt es? Warum schaffen es manche Nachrichten in die Medien, andere nicht? Wenn Sie folgende Aspekte am Radar haben, gelingt es Ihnen besser, die Brille der Medien aufzusetzen. Ihre Pressearbeit wird davon profitieren.

Nachrichten müssen attraktiv sein

Medien möchten erfolgreich sein. Sie bevorzugen daher Nachrichten, von denen sie überzeugt sind, dass ihre Leser sie lesen möchten. Dafür greifen sie auf Erfahrungen zurück. Beiträge sind dann erfolgreich, wenn sie aus Sicht der LeserInnen (oder auch HörerInnen und ZuschauerInnen) zumindest einen der folgenden Vorteile bieten:

  • Sie bereichern durch Wissens- oder Orientierung
  • Sie liefern einen Gebrauchs- oder Nutzwert
  • Sie bieten Gesprächsstoff oder Unterhaltung

Was macht aber diesen Wissens-, Nutz- oder Unterhaltungswert für die LeserInnen aus? JournalistInnen lernen dazu im Rahmen ihrer Ausbildung:

Man nehme: Neuigkeit, Nähe, Tragweite, Prominenz, Dramatik, Kuriosität, Konflikt, Sex, Gefühle, Fortschritt

Lassen Sie sich von dieser Aufzählung nicht täuschen! Daraus ergibt sich keineswegs zwingend Oberflächlichkeit oder Boulevard. Denn: All diese Faktoren sind sehr konkret und praktisch zu denken. Das bedeutet, Sie holen Ihre eigene Botschaft auf eine sehr pragmatisch-konkrete Ebene herunter:

  • neu für Ihre Zielgruppe
  • dramatisch im Vergleich zum tagtäglichen Einerlei
  • mit Blick auf Herz und Bauch, nicht nur auf Köpfe und Geldbörsen

 

Denn das Wichtigste bei Ihrer Pressearbeit ist, dass Sie den Blick ganz konkret auf den Alltag und das Umfeld richten, in dem Sie verankert sind und gleichzeitig in der Medien-Logik denken. Dabei aber eben nicht gnadenlos übertreiben. Sie wollen ja weder in die Bildzeitung, noch in die 22 Uhr Nachrichten ;-)

Der Einsatz von Erzählstrategien

Ich möchte Ihnen gerne eines verdeutlichen: Das ist alles keine Hexerei.

Sie können das bereits. Warum ich das weiß? Wir können es alle!

Egal welche Geschichte wir erzählen, wir wenden die Erfolgsrezepte der Medien automatisch selber an. Denn wir alle haben ein Gefühl dafür, dass unsere Geschichten durch verschiedene Aspekte interessant werden. Deshalb unterstreichen wir diese Aspekte in unseren Erzählungen. Beim Kaffee mit KollegInnen, beim Abendessen mit Freunden …

Und jetzt kommt der springende Punkt:

  • Jeder dieser Aspekte ist „gemacht“

Mit gemacht meine ich dabei nicht erfunden. Ich meine betont, hervorgehoben, „herausgekitzelt“. Denn: Jede Geschichte, die wir im Alltag erzählen, könnten wir auch anders erzählen:

Die phantastische Wanderung letztes Wochenende.
Sie wissen, was Sie Ihrer Schwester dazu erzählen: Die Rast auf der entzückenden Hütte, das Essen da war super, der Ausblick von der Terrasse unglaublich, einfach ein Hit!
Ihrem sportbegeisterten Kollegen – leistungsorientiert durch und durch – kommen Sie ganz anders: 1300 Höhenmeter, grad mal dreieinhalb Stunden gebraucht, zwei Steilstücke im letzten Drittel, die waren wirklich nicht ohne …
Gegenüber Ihrer Schwester kommen Sie ausführlich ins Schwärmen und Schwelgen. Ihr Kollege mag‘s generell nur kurz und knackig – und bekommt es von Ihnen auch so serviert.

Nun, Medien machen das ganz genauso! Sie nutzen für ihre Berichterstattung Kontexte und Erzählstrategien, die für ihr Publikum, deren Interessen und Vorlieben passen. Genannt wird das in der Mediensprache „Aufhänger“. JournalistInen hängen ihre Themen an geeigneten Kontexten auf. – Wie Sie im echten Leben :-)

 

Der Weg durch die Schleuse

Medien haben ihren Erfolg bei ihren LeserInnen im Auge und dafür haben sie ein Konzept, die sogenannte Blattlinie. Jede Zeitung ist auf eine klar definierte Zielgruppe zugeschnitten (Medien-Leute sind da Profis!). Die Aufgabe der JournalistInnen ist es nun, dieses Konzept zu wahren.

Zusätzlich hat jedes Medium spezifische technische Möglichkeiten und Grenzen. Diese sind bei Zeitungen und Magazinen andere als bei Radio, Fernsehen.

Diese beiden Punkte entscheiden darüber, ob es eine Nachricht in die Medien schafft oder nicht. Die Journalisten wachen bei jeder potenziellen Nachricht sehr genau darauf:

Lässt sich diese Geschichtefür unser Publikum spannend erzählen?
Sprich: Können wir mit der entsprechenden Erzählstrategie aus dem Thema etwas herauskitzeln, das es für unser Publikum interessant macht?

Lässt sich diese Geschichtein unserem Medium attraktiv aufbereiten?
Sprich: Gibt es aussagekräftige Bilder, interessante Bild-/Tonsequenzen etc., die unsere Erzählstrategie unterstützen?

Erfüllen Nachrichten diese Kriterien nicht, schaffen sie es nicht durch die Schleuse der EntscheiderInnen. Behält man diese Alltagsrealität des Journalismus im Hinterkopf, wird erfolgreiche Pressearbeit einfacher.

Denn: Nachrichten werden gemacht. Es ist kein Zufall, was in die Medien kommt. Und: Nachrichten, die es „in die Medien schaffen“, haben bestimmte Eigenschaften und erfüllen bestimmte Kriterien.

Diese Eigenschaften und Kriterin sind die Knackpunkte, die Sie jetzt kennen.