Der berühmte rote Faden: Wenn wir unsere Gegenüber überzeugen wollen, braucht unsere Botschaft Struktur. Nur so finden LeserInnen den Weg durch unsere Gedanken. Und damit nicht genug: Wir müssen unser Publikum auch bei Laune halten. Denn: Der rote Faden kann ja auch schnurstracks in die Langeweile führen. – Aber natürlich geht es auch anderes. Leichter, als Sie denken. Hier finden Sie die Schritte, die Sie zu Ihrem roten Faden führen.
Fehlt einem Text die klare Struktur, fehlt unseren LeserInnen der Durchblick. Das passiert leichter, als wir denken. Denn selber haben wir den Sinn ja im Kopf. Sprudeln wir aber einfach nur darauf los, können unsere LeserInnen nicht folgen, gehen verloren, verlaufen sich. Und finden daher nie zum Schatz unserer großartigen Gedanken.
Ebenfalls ein Zeichen, dass der rote Faden fehlt: Wir sitzen an einem Text und er will und will uns nicht gelingen. Das Thema ist klar. Wir haben auch richtig viel zu sagen. Doch das Schreiben wird zur Qual. Zeile. Löschen. Absatz. Löschen. Nochmal. Löschen. Wir kommen einfach nicht voran.
Der Tipp „immer erst eine Gliederung entwerfen“ – weil es damit sooo viel leichter geht – ist alt. Und wird praktisch immer verworfen. Sich DAMIT auch noch aufzuhalten! Da verlässt einen doch gleich der Biss. Und der Mut gleich dazu.
Die nachfolgenden Rezepturen werden Ihnen auch dann helfen, wenn Sie keine schriftliche Gliederung entwerfen wollen. Denn: Sie öffnen Ihnen einen neuen Blick auf Ihr Wissen. Wir lenken den Fokus auf den Nutzen der Inhalte, die Sie präsentieren möchten. Und schon klappt es um vieles leichter.
Legen wir los!
Sinn erschließt sich durch Logik. Daher: Wenn Sie nach einer sinnvollen Struktur für Ihre Inhalte suchen, suchen Sie nach ihr: der Logik, die in Ihrem Wissen steckt. Denn in dieser Logik steckt die Überzeugungskraft, die Ihre Botschaft entfalten soll.
Eine augenfällige Logik ist Chronologie: Zuerst geschah dieses, darauf folgte das. Und dann …
Aber oje! Sie kennen das: unmittelbare Einschlafgefahr! Jede Präsentation, die mit der chronologischen Geschichte des Unternehmens beginnt, ist eine Drohung: Spannender wird es nachher auch nicht mehr. Da fehlt ganz klar der Pfeffer.
Haben Sie schon einmal überlegt, was Hintergrundmusik zu Hintergrundmusik macht? Es ist ihre Gleichförmigkeit. Sie plätschert dahin. Töne und Sequenzen bewegen sich in einer Bandbreite, die bewusst eng gehalten ist. Wenig Höhen, wenig Tiefen, keine akustischen Ecken, keine Kanten. Die Musik in Kaufhaus-Aufzügen soll plätschern.
Kraftvolle Energie aber, lebt von Spannung. Hier kommt der wichtige Punkt: Für einen roten Faden müssen Sie Logik und Spannung kombinieren. Spannung entsteht aus Kontrasten. Und in Kontrasten wiederum liegt Logik. Denn Kontraste stehen immer in einem eindeutigen – sprich logischem – Zusammenhang.
Schwuppdiwupp! Schon entsteht ein spannendes Stück Text.
Jede gute Geschichte, jeder Film, jeder Roman lebt von der Wirkung von Kontrasten. Denn wir können uns ihr nur schwer entziehen. Der Grund: Unser Leben als Mensch ist von Kontrasten geprägt und von Kontrasten umgeben: Liebe und Hass, Freiheit und Zwang, Leben und Tod. Und: Wahrheit/Lüge, Feigheit/Mut, Betrug/Treue, Dummheit/Weisheit, Stärke/Schwäche, Aufregung/Langeweile. Und das alles zwischen Himmel und Erde, Tag und Nacht, Berg und Tal.
Dazwischen liegen 1000 Schattierungen. Unausweichlich. Immer. Doch nicht in diesen Schattierungen, in der Spannung der Pole liegt die Faszination. Diese Faszination wollen Sie sich zu Nutze machen.
Zugleich müssen Sie sich freilich in die Schuhe Ihres Publikums stellen: Sie erzählen nicht einfach von Sonne und Mond. Sie haben im Auge, was für Ihre Gegenüber wichtig ist. Hier daher vier Kontrast-Paare, die im Business-Kontext besonders gut funktionieren:
Roter Faden 1:
Vorher – Nachher
Beispiel: „1 x 1,5 Meter. Die Größe einer Abstellkammer. Das war unser Lager. 7 Jahre lang. Nichts hat vermuten lassen, dass uns unserer Weg im 8. Jahr zur einer Wende führen würde – und in eine völlig neue Dimension: … (hier bauen Sie die inzwischen GROSSEN Zahlen ein, Lagerhallengröße, Mitarbeiteranzahl, Fuhrpark, Maschinenraum …). Doch schauen wir heute aus der Adlerperspektive auf 50 Jahre Wegstrecke zurück, erkennen wir: Es war nicht nur eine, es waren VIER Weggabelungen, die wohl entscheidend waren für diesen unerwarteten Erfolg: …“.
Sie sehen, Sie haben nicht nur chronologisch erzählt, Sie haben einen Wendepunkt definiert – ein wichtiges Element jeder Story.
Roter Faden 2:
Problem – Lösung
Man würde meinen, es ist augenfällig: das Problem, das hinter allem steckt. Doch oft liegt dieses Problem – die Ursache allen Übels – im Nebel. Wir müssen es beleuchten. Warum ist das Problem ein Problem? Zu welchen unerwarteten und kostspieligen Konsequenzen führt es? Welche Steine kommen ins Rollen, welche Lawinen kommen in Bewegung – wenn nicht … … (Drama, Baby!). Sie als Experte/Expertin kennen alle Dimensionen des Problems – und seine Lösungen UND die Schritte, die man deshalb setzen muss. Überschätzen Sie das Problembewusstsein von Laien nicht! Stellen Sie Problem und Lösung deutlich gegenüber. Denn nur so erkennt Ihr Publikum Sinn, Bedarf und Wert von Maßnahmen und Veränderung
Roter Faden 3:
Vorteil – Nachteil
Gut und Böse ist DER Kontrast in Oper, Märchen und Sagen. Den Kategorien, die wir in unserem Alltag für unsere Entscheidungen nutzen, liegt ebenfalls eine Bewertung von richtig und falsch, Vorteil/Nachteil, Kosten/Gewinn zugrunde. Unterstützen Sie Ihr Gegenüber dabei, die zwei Seiten der Medaille zu erkennen. Helfen Sie dann, sie gegeneinander abzuwägen. Definieren und differenzieren Sie richtig und falsch und begründen Sie in aller Deutlichkeit warum die Bewertung so zu treffen ist. Menschen sind nur begrenzt bereit, Nachteile in Kauf zu nehmen. Wir möchten, dass die Vorteile überwiegen. Doch dafür müssen wir alle Vorteile und Nachteile auf unserem Radar haben. Führen Sie Ihr Publikum auf diesen Weg der Erkenntnis.
Roter Faden 4:
Ursache – Wirkung
Kennen Sie den Spruch: „Fehlt die Information, folgt die Interpretation“. Menschen möchten Zusammenhänge verstehen. Doch das ist nicht immer leicht. Oft fehlen wichtige Puzzle-Teile, damit sich ein schlüssiges Bild ergibt. Die Folge: Wir „reimen uns etwas zusammen“. Denn wir möchten den unangenehmen Gefühlen entgehen, die ungelöste Widersprüche in uns bewirken. Deshalb schätzen wir es, wenn jemand Licht in unser Dunkel bringt. Unser Gehirn ist so gebaut: Es schenkt uns Glückshormone, wenn wir von Unklarheit zu Klarheit finden. Als ExpertIn kennen Sie Zusammenhänge, die andere ohne Ihr Wissen nicht entschlüsseln. Teilen Sie diese Einsichten. Verhelfen Sie Ihren Gegenübern zum schönen Erlebnis des „Aha!“.
Kurzum: Suchen Sie immer nach Kontrasten, wenn Sie Inhalte strukturieren müssen. Damit ergibt sich der rote Faden von selbst. Einen der vier genannten Kontraste finden Sie immer. Wenn Sie ausreichend Platz/Zeit zur Verfügung haben, können Sie auch zwei, drei oder alle vier Kontrast-Muster kombinieren.
Gutes Gelingen und: viel Spaß!