Manchmal muss es schnell gehen – und bei vielem haben wir Routine. Gleichzeitig: Verständigung ist ein anspruchsvolles Vorhaben. Missverständnisse entstehen ganz nebenbei. Sie überraschen uns oft. Denn wir halten unsere Nachrichten gerne für eindeutig, klar, sogar für einfühlsam. Doch …
… das verändert sich, wenn wir unsere Texte „abliegen lassen“.
Plötzlich fällt uns auf, …
… wo sich Mehrdeutigkeit versteckt,
… wo wir verwirrende Sprünge machen,
… wo schale Formulierungen nicht widerspiegeln, wie viel uns die Sache eigentlich bedeutet.
Das Unbehagen, das unsere Zeilen in uns auslösen können, ist oft sogar der Grund dafür, dass wir uns die Zeit NICHT nehmen. Dass wir husch-husch in die Welt hinausschicken, was vielleicht noch unreif ist und daher farblos, zu hart, zu schwer verdaulich. Wenn ich jetzt anfange, zu überlegen, wird das NIE was … – raus damit!
Und es geht ja auch so oft gut. Wir Menschen sind einander im direkten Kontakt meist wohlgesonnen (doch, doch 🙂). Wir helfen einander, indem wir Interpretationsspielraum wohlmeinend nutzen.
Trotzdem – und weil es so schön ist, auszudrücken, worum es uns WIRKLICH geht: Überarbeiten zahlt sich aus.
Und es kann richtig viel Spaß machen. Wenn wir uns den Raum dafür geben. Und wenn wir das Unbehagen einkalkulieren.
Ausprobieren, feilen, aufpolieren.
Eine neue Formulierung, ein alternatives Wort, hier doch kürzer … (ja, ChatGPT kann hier ein toller Spielpartner sein)
Abliegen lassen, Kaffee trinken, darauf zurückkommen.
Wissen, dass Schreiben ein Prozess mit vielen Phasen ist – UND dass wir selbst vielschichtig sind.
Wir stehen morgens als andere auf, als wir abends schlafen gegangen sind. Tag für Tag. Andere Stimmung, andere Aufmerksamkeit, andere Prioritäten. Schon nach einer Tasse Kaffee sind wir nicht mehr ganz die, die wir gerade noch waren.
Mit etwas Abstand können wir unsere eigenen Zeilen daher mit anderen Augen sehen. Das ist faszinierend – und sehr hilfreich. Vor allem für die, die aus unseren Worten schlau werden sollen. 😊
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