03.05.2022 | Instagram

Wertschätzend schreiben

Formulieren wir unsere Texte von oben herab, wirken wir autoritär, gönnerhaft oder wie Frau/Herr Superschlauberger. Die mochte schon in der Schule niemand. Auch das Gegenteil ist keine gute Wahl. Wer sich durch seine Wortwahl sprachlich unterwirft, hat es schwer, Leser*innen zu überzeugen.

Und doch: Kommunikation hat viel mit Status zu tun. Das können wir überholt finden und ignorieren. Damit verzichten wir aber auf das Feingefühl, das wir soziale Kompetenz nennen.

Menschen sind vielschichtige Wesen. Sobald wir aufeinander treffen, verhandeln wir, wie wir zueinander stehen. Dafür sorgt unser Unbewusstes.

Unsere Sinne sind darauf geschärft wahrzunehmen: Bin ich in einer starken Position oder in einer schwachen? Und: Wir tun einiges dafür (wieder: oft unbewusst), die Situation zu unseren Gunsten zu verändern. Etwa, indem wir versuchen, unserem Gegenüber zu imponieren oder um Sympathiepunkte buhlen.

Augenhöhe ist ein hoher Anspruch.

Mir hilft ein etwas anderer Zugang. Anke Fröchling bringt ihn mit ihrer Definition von „wertschätzend“ wunderbar auf den Punkt.

Wer wertschätzend kommuniziert …

  • begegnet anderen mit Wohlwollen und Achtung
  • sucht nach dem Guten, auch hinter störenden Verhaltensweisen
  • zeigt sich freundlich, offen und interessiert
  • akzeptiert, dass es Unterschiede gibt: Werte, Meinungen, Bedürfnisse, Kultur …
  • versucht Situationen aus dem Blickwinkel der*des anderen zu sehen  
  • fühlt und verhält sich weder als Opfer noch als Täter
  • gesteht sich eigene Schwächen ein und nimmt sie bei anderen an
  • kann um Entschuldigung bitten
  • will wieder gutmachen, was schlecht gelaufen ist
  • verzichtet auf Vorwürfe, Angriffe und destruktives Schweigen

Stellt wertschätzendes Verhalten unmittelbar Augenhöhe her?

Nicht unbedingt. Wir können nur begrenzt beeinflussen, aus welcher Position andere mit uns kommunizieren. Indem wir aber besser darin werden, uns wertschätzend zu verhalten, passiert etwas sehr Schönes. Menschen begegnen uns anders, wir werden anders wahrgenommen. Auch dafür sorgt es, unser geheimnisvolles Unbewusstes. :-)