30.09.2022 | Einfach besser texten

Klären wir einen Irrtum auf …

Der Glaube, Kürze adle jeden Text, ist weit verbreitet. Dabei hat die Länge eines Textes mit seiner Qualität wenig zu tun. Vielfach ist sogar das Gegenteil wahr: länger ist besser.

Während sich Leser*innen mit unserem Text befassen, fließen nicht nur Informationen. Es entsteht eine Beziehung – wenn alles klappt, wie es klappen soll.

Ein guter Text ist ein Dialog. Wir sprechen mit unseren Gegenübern, sie hören uns zu. Lesen bedeutet ja, dass wir der Stimme in unserm Kopf lauschen.

Je länger wir uns „unterhalten“ desto mehr Beziehung entsteht. Wir kommen uns näher. DIE Voraussetzung für Überzeugungskraft.

Warum wünschen sich trotzdem alle kurze Texte?
Weil wir hoffen, dass unsere kurzen Texte gelesen werden. Dauert ja nicht lange …

Doch mit gelesen, ist noch nichts gewonnen.

Unsere Inhalte sollen …

– verstanden werden,
– eine Handlung auslösen,
– ein Nach- oder sogar ein Umdenken provozieren.

– Sie sollen Neugier wecken,
– Dinge in Gang setzen,
– Sympathie schaffen.

Das braucht Raum. Das macht aber nichts. Länge darf sein.

Was nicht sein darf, ist Langeweile!

Der zweite Lese-Killer (außer wir schreiben einen Roman) sind Textwände. Unsere Augen prallen vor ihnen zurück. Menschen lesen nach wie vor – und sie lesen viel. Aber sie lesen in kleineren Portionen, in Häppchen.

Deshalb brauchen unsere Zeilen Luft.

Absätze sorgen für diese Luft. SIE sollen kurz sein. Und auch die Mehrzahl unserer Sätze UND unserer Wörter soll kurz sein. Sofort entsteht ein völlig anderer Eindruck. Die Luftigkeit des Textes wirkt einladend auf unsere Leser*innen.

Warum?

• Ein gegliederter Text bietet viele Möglichkeiten zum Einstieg.
• Kurze Absätze verweisen auf klare Gedankengänge.
• Ein Schriftbild aus kurzen Wörtern signalisiert Verständlichkeit.
• Kurze Sätze vermitteln Souveränität. Mit einem Blick wird klar: Sie*er kommt zum Punkt!

Dieses Zum-Punkt-Kommen – Satz für Satz – ist die eigentliche Qualität unserer Texte. Sie ist für unsere Überzeugungskraft deutlich wichtiger als die Anzahl von Zeichen, Wörtern, Zeilen.